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• (az Aargauer Zeitung • 12.1.15)

theateraberbitte tourt mit süffigen Einaktern durch Beizen der Region.
Dabei beeindrucken die Spielfreude und die Präsenz des zehnköpfigen Ensembles.
von Peter Weingartner

Unter dem Titel «Konfusionen» hält der britische Autor Alan Ayckbourn dem Publikum in vier Einaktern einen Spiegel vor. Den Wiedererkennungseffekt beweist das wissende Lachen der Zuschauenden. Das ist vielleicht nichts für unverbesserliche Idealisten und Romantiker. Dafür setzt der Autor Allgemeinmenschliches mit Witz in Szene.

Erhellende Situationen
Unser oft unreflektiertes Verhalten führt das Stück «Gespräch im Park» vor Augen. Die Konstellation: drei Zweierbänke – fünf Parkbesucher. Man kann sie auch im Zug antreffen: die Plauderer. Sie nerven, wenn man seine Ruhe haben will. So wechseln denn jeweils die ungewollt Angesprochenen nach kurzer Zeit ihren Platz, um sich daselbst ungefragt auszulassen über die Leute, die einem ihre Probleme zumuten.

Oder die junge Mutter im Stück «Mutterfimmel». Sie kriegt Besuch von den Nachbarn. Diese geben sich besorgt, weil man sie schon lange nicht mehr draussen gesehen hat, sie auf dem Kinderstuhl, er auf dem Schaukelpferd. Und die Mutter behandelt sie wie Kinder, bringt den unflätigen Herrn Nachbar sogar dazu, ein Glas Milch zu trinken.

In Beinwil wurde im Foyer des «Löwen» gespielt. Die Spielfreude und die Präsenz des zehnköpfigen Ensembles um Rolf Krättli aus Birrwil schaffen ein dichtes Erlebnis, zumal die Gruppe mit vielen Charakterköpfen auch ihre mimischen Möglichkeiten ausspielt, ohne sie zum Selbstzweck zu machen. Da reicht im Einakter «Das Gleiche noch mal» ein Blick der jungen Dame Richtung Körpermitte des balzenden Geschäftsmännchens in der Bären-Bar, und der Zuschauer weiss ihr Lächeln zu deuten. Der Mann geniesst die Ehe-Ferne und rechtfertigt sich: «Meine Frau ist viel glücklicher, wenn ich nicht zu Hause bin.» Nicht zu Hause, für drei Wochen, war auch der Unternehmer im Stück «Zwischen zwei Bissen», der seine Frau bei der Rückkehr ins «Da Giulietta» ausführt. Jener ist klar: Er ist fremd gegangen; darum tut er so bemüht. Da nützt auch nichts, dass er ihr die ganze Speisekarte vorliest. Als sein Angestellter mit Frau ins gleiche Lokal kommt – auch sie war drei Wochen weg – kann das Publikum sehr rasch eins und eins zusammenzählen.

Noch zehn Aufführungen
Die vier amüsanten Einakter mit Hintersinn unter der Regie von Lilly Friedrich sind bis im März noch zehn Mal zu geniessen. In den Restaurants kann man vor der Aufführung auch essen. Tickets sind erhältlich auf www.theateraberbitte.ch oder über Telefon 077 472 27 87.

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• (WT Wynentaler Blatt • 13.1.15)

theateraberbitte entführt sein Publikum in delikate, aber durchaus vertraute Welten.
Mitten und (sehr) tief aus dem Leben gegriffen

Mit seiner jüngsten Produktion «Konfusionen? – Wie bitte?» zielt das Theateraberbitte mitten ins tägliche Leben. Beruf, Karriere, Beziehungsstress und -krisen, Kinder, Nachbarn, Liebe und alles, was sich dem Kapitel menschliche Schwächen zuordnen lässt, kommen in diesen Alltagssituationen zur Sprache. So ungeschönt, entwaffnend und frontal, dass sich das Publikum mehr als einmal mit der eigenen Vergangenheit oder Gegenwart konfrontiert sieht. Die vier Mundart-Einakter gelangen in den kommenden Wochen in ver-schiedenen Restaurants des See-undWynentals zur Aufführung.
von Martin Suter

Spontane Heiterkeitsausbrüche in der hinteren Reihe, stilles Einverständnis zweier flüsternder Damen mit der Handlung, verschmitztes La-chen auf den Rängen. Bereits anlässlich der Premiere von «Konfusionen, wie bitte?» zieht theateraberbitte alle seine Register und lässt keine Chance ungenutzt, um die vielen Facetten und (Schatten-) Seiten des Lebens bis in den letzten Winkel und mit geradezu frappanter Deutlichkeit auszuleuchten. Das, was sich hier auf der Bühne abspielt, ist Leben pur, allen bestens bekannt. Einige Szenen vielleicht etwas überhöht, aber wirklich nur ansatzweise. 99,9 Prozent aller Dialoge laufen genau so, wie sie das Publikum zu hören bekommt. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein unverbesserlicher Träumer oder jemand, der noch gar nie ernsthaft den Versuch gewagt hat, eine Beziehung aufzubauen und das Zusammenleben auch wirklich zu praktizieren.

Der hohe Preis der Harmonie…
Alan Ayckbourn, der Autor, dürfte den «Stoff» bzw. die Inhalte für seine Beobachtungen kaum in nächtelangen Eingebungen zusammengetragen haben. Ein ehrlicher Blick in die eigene, kleine Welt genügt, um festzustellen, dass der Preis für ein harmonisches Zusammenleben meistens ein sehr hoher ist. «Der Autor führt uns mit Augen-zwinkern und feinem Humor in die Abgründe der Seele. Er zeigt uns Fehl-schläge menschlicher Kommunikation, seziert den schrecklichen Mutterwahn, beleuchtet männliches, sinnloses Balz-verhalten und die erstarrten, bürgerlichen Ehemuster», steht im Programmheft zu lesen. Und genau das sind die Schauplätze der vier Einakter, die un-ter der Regie von Lilly Friedrich in Schweizerdeutsch aufgeführt werden. Somit in jener unverwüstlichen Mundart mit Ecken und Kanten, die uns Zuschauern ganz besonders vertraut ist und uns deshalb besonders gefangen nimmt.

Im gehassten Muster gefangen
Die geschlagene Frau, der frustrierte Mensch, die betrogene Ehegattin, der einsame Mann und Menschensammler, der verlassene Liebhaber, die keifende Nachbarin, der Lustmolch auf Geschäftsreise, der menschlich und beruflich überforderte Angestellte in leitender Position, die kapriziösen Damen, die unflätigen Herren: Allen diesen schillernden Figuren und den damit verbundenen «Dramen» begegnet das Publikum. Es sind Szenen und Momentaufnahmen aus einer keineswegs fremden, sondern im Gegenteil realen Welt. Derart messerscharf und ohne Rück-sicht auf Contenance oder «Was werden wohl die anderen denken?» inszeniert, dass sich gelegentlich jeder selber im Spiegel der Handlungen erkennen kann. Noch besser, oder viel schlimmer: Jeder lästert und beklagt sich über das gehasste Verhaltensmuster der anderen und merkt dabei nicht, dass er selber das grösste Opfer und mit allen Fasern seines Körpers darin gefangen ist. Der Spagat zwischen Zuhören und ungebremster Kommunikation, zwischen Verständnis, Ratlosigkeit und Zumu-tung, ist ganz gewaltig und schmerzt letztlich alle Beteiligten. Was allerdings nichts daran ändert, dass nebst dem gelegentlich derben Vokabular der feine Humor und die leise Ironie stets mit von der Partie sind. Auf diese unkomplizierte Weise bereiten alle vier kleinen Bühnenstücke rundum grandioses Vergnügen und Heiterkeit und werden für die Zuschauer zur herzerfrischenden Angelegenheit.

Spieldaten: theateraberbitte gastiert mit seiner neusten Produktion in folgenden Gaststätten der Region. Freitag/Samstag 16./17. Januar, 20.15 Uhr, Wirtshaus zum Löwen, Schwarzenbach. Freitag/Samstag 13./14 Februar, 20.15 Uhr, Restaurant See-blick, Boniswil. Freitag/Samstag, 20./21. Februar, 19 Uhr, Restaurant Delphin, Meister-schwanden. Freitag/Samstag, 27./28. Februar, 20.15 Uhr, Gasthof Bären, Zetzwil. Frei-tag, 6. und Samstag 7. März (Dernière), 20.15 Uhr, Gasthof Homberg Reinach.

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• (LBA Lenzbutger Bezirks Anzeiger • 15. 1. 15)

«theateraberbitte hält den Zuschauern gekonnt einen Spiegel vor die Nase

Eine vielbeschäftigte Mutter, ein Aufreisser an der Bar, zwei Paare in einem Restaurant und fünf Menschen als Alleinunterhalter.
Die Truppe theateraberbitte unterhielt im Foyer des Löwensaals.
von Alexander Studer

Mit diesen vier Einaktern, geschrieben vom Engländer Alan Ayckbourn, ist der Truppe theateraberbitte ein absoluter Erfolg gelungen. Im Foyer des Löwensaals in Beinwil am See liefen unter der Regie von Lilly Friedrich, Ruth und Urs Mathys, Berbel Siegenthaler, die Familie Krättli, Richard Stocker, Urs Hintermann und Peter Bertschinger zu Hochform auf. Alles Geschichten, die wir vielleicht auch schon mal persönlich erlebt haben. Die Mutter, die sich praktisch alleine um die Kleinkinder kümmert, während der Mann abwesend ist. Die mühsame Nachbarin, die ihr Hilfe anbietet, aber ihre Neugier nicht verstecken kann. Dazu kommt noch der Mann der Nachbarin, der seiner grobschlächtigen Art nicht viel zur Beruhigung beisteuert. Und die überforderte Mutter wendet ihre Erziehungsmethoden auch bei den Nachbarn an. Herrlich gespielt.

Aus dem täglichen Leben gegriffen
An der Bar versucht ein verheirateter Mann einer auf die Freundin wartenden hübschen jungen Frau Eindruck zu machen. Er lässt keinen Versuch aus, die Frau zu erobern. Nach dem Erscheinen ihrer Freundin erkennt er rasch: ausser Spesen nichts gewesen.

In einem Restaurant ein älteres und ein jüngeres Paar. Der ältere Herr und die junge Frau waren längere Zeit beruflich abwesend. Die Gespräche, abwechselnd geführt, laden zum Schmunzeln ein. Immer mehr wird dem Publikum bewusst, dass es Zeuge einer Affäre wird.

Im letzten Stück drei Parkbänke, fünf Besucher. Jeder setzt zu einem Monolog über etwas Alltägliches an. Der um seine Ruhe gebrachte, unfreiwillige Zuhörer wechselt den Platz und nervt den nächsten mit seinen Problemen. Amüsant und wahrheitsgetreu gespielt.